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SPRACHE


Was einem in dem Buch schnell auffällt ist, dass Max Frisch wenige Dialoge aufführt, sondern Gespräche immer von Walter Faber in Form des Monologs nacherzählt werden.

Zudem verwendet Frisch in seinem Buch unzählig viele Fragen, wenn Faber irgendetwas in Frage stellt: „Unterschied zwischen Verhütung und Eingriff?“, „Wie viele Kinder sind wirklich gewollt?“, „Schädigung der Frau?“, „Bin ich ihr Chauffeur?“, „Was in Avignon gewesen ist, wäre es mit jedem Mann gewesen?“, „Hörte sie mich überhaupt?“, „Hatte ich von der Zukunft etwas zu erwarten, was ich nicht schon kenne?“ (Seite 106/107/108/109). Damit drückt Frisch aus, wie verzweifelt und unsicher Walter Faber eigentlich ist.

Er ist keineswegs so bestimmt, wie er sich immer gibt. Unsicherheit merkt man auch in der Formulierung mancher Sätze. Er beginnt teilweise Sätze mit „Ich weiß nicht warum“ oder endet mit „..., glaub ich“, (Seite 35, 133).

Frisch benutzt auch einfache Syntaxen, also kurze Sätze. Manchmal sind diese auch unvollständig.
Solche Sätze gibt es vor allem direkt zu Beginn des Buches: „Ich war todmüde. Ich war froh, allein zu sein. Endlich ging’s los. [...] Rauchen gestattet.[...] Er frühstückte bereits. Ich tat, als schliefe ich noch.“ Solche Textpassagen ziehen sich durch das gesamte Buch, sowohl, wenn er über Geschehnisse berichtet, als auch, wenn er von seinen Gefühlen spricht.

Des Weiteren wird in dem Buch alles, jedes Ereignis, jedes Bild, einfach alles bis ins kleinste Detail beschrieben. Max Frisch lässt beim Erzählen nichts aus. Wenn Walter Faber etwas sagt, beweist er es sogar teilweise wissenschaftlich (siehe Seite 22):

„Das Wahrscheinliche (daß bei 6 000 000 000 Würfen mit einem regelmäßigen Sechserwürfel annähernd 1 000 000 000 Einser vorkommen) und das Unwahrscheinliche (daß bei 6 Würfen mit demselben Würfel einmal 6 Einser vorkommen) unterscheiden sich nicht dem Wesen nach, sondern nur der Häufigkeit nach, wobei das Häufigere von vornherein als glaubwürdiger erscheint. Es ist aber, wenn einmal das Unwahrscheinliche eintritt, nichts Höheres dabei, keinerlei Wunder oder Derartiges, wie es der Laie so gerne haben möchte. Indem wir vom Wahrscheinlichen sprechen, ist ja das Unwahrscheinliche, so besteht für unsereinen keinerlei Grund zur Verwunderung, zur Erschütterung, zur Mystifikation.
Vergleiche hierzu:
Ernst Mally Wahrscheinlichkeit und Gesetz, ferner Hans Reichenbach Wahrscheinlichkeitslehre, ferner Whitehead und Russell Principia Mathematica, ferner v. Mises Wahrscheinlichkeit, Statistik und Wahrheit.“

Das Buch ist in einem modernen, gut verständlichen Deutsch geschrieben, wofür Max Frisch steht. Er hat auch in einem anderen, sehr guten Buch „Andorra“ das gleiche Deutsch verwendet. Damit wird das Buch sehr ansprechend, da man nicht jeden Satz doppelt lesen muss, um zu verstehen, was der Autor sagen möchte. Wenn man ein Buch von ihm liest, ist es fast so, als würde ein Gegenüber aus der heutigen Zeit diese Geschichte erzählen. Er verwendet kein altes Deutsch, sondern verwendet Anglizismen. Er sagt demnach nicht „Arbeit“ oder „Beruf“, sondern „Job“.

Am Auffälligsten sind jedoch die vielen Vergleiche, die Max Frisch in seiner Lektüre einbringt, zum Beispiel Seite 7: „Man fühlt sich wie ein Blinder“ oder Seite 18: „Flecken wie violette Tinte“, Seite 150: „weiß wie Gips, wie Schnee, wie Joghurt“. Mit diesen Vergleichen verbildlicht er dem Leser alles, was man in dem Buch zu sehen scheint. Man kann sich jede Szene bildlich vorstellen, was auch durch die detaillierten Beschreibungen noch besser funktioniert.

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